Aktivurlaub
Küstenwanderung Sa Foradada - Ein Erlebnisbericht
Veröffentlicht: 28. Dez 2014
von Dana Katz
Die Reisebloggerin Dana heißt im wirklichen Leben Dobrena und ist IT-Spezialistin. So oft Sie kann entflieht die smarte Computerakrobatin aber ihrem Büro und erkundet die Welt. Über Ihre Abenteuer bloggt Dana regelmäßig auf www.the-hiking-highheel.com. Ihr Motto: Es gibt Zeiten für Hiking und es gibt Zeiten für High Heels...
Die Straße nach Port de Valdemossa ist zweispurig. Theoretisch zumindest. Praktisch können maximal zwei Einkaufswagen problemlos aneinander vorbei fahren. Oder ein Auto und ein unerschrockener Fahrradfahrer. Damit es nicht langweilig wird, gibt es auch einige Spitzkehren und minimalistisch angelegte „Parkmöglichkeiten“:
Wir beschließen die erste (und letzte) sich uns bietende Ausbuchtung mit Platz für maximal zwei Autos zu nehmen. Eine weise Entscheidung, auch wenn wir bis zum Startpunkt der Wanderung kurz laufen müssen - denn wenden kann man erst in der kleinen Ortschaft Port de Valdemossa.
Hinweis Nr. 1: Die erstbeste Parkmöglichkeit wahrnehmen und nicht auf etwas „Besseres“ hoffen!
Direkt an der Straße, am Kilometer 4, beginnt vor einem privaten Grundstück der Wanderweg.
Zu diesem Zeitpunkt bin ich der Überzeugung, dass wir nur einen angenehmen Spaziergang vor uns haben werden: Die breite Schotterpiste verläuft zwischen knorrigen Olivenbäumchen. Zu diesem Zeitpunkt gehe ich auch fälschlicherweise davon aus, dass es sich um eine Rundwanderung mit einer Dauer von etwa 3.5 Stunden handelt. Zwischenstation und Ziel soll der bemerkenswerte Felsen namens Sa Foradada – „das berühmteste Loch Mallorcas“ sein.
Hinweis Nr. 2: Es dauert IMMER länger, als in Wanderführern angegeben! Folglich dauert eine vermeintliche Rundwanderung ebenfalls länger als doppelt so lang ;).
Gut gelaunt marschieren wir bei bestem Wanderwetter los. Mehrmals treffen wir auf große, verschlossene Tore, die man über kleine Leitern passieren kann:
Nach meiner Rückkehr nach Deutschland wird mir meine Spanischlehrerin erzählen, dass dies in Spanien wohl oft so sei: Die Grundstücke sind zwar privat, die Besitzer seien aber in vielen Fällen verpflichtet, öffentliches Durchgangsrecht zu gewähren. Aus diesen Gründen gäbe es an den großen verschlossenen Toren kleine Pforten, Treppen und Leitern.
Nach einiger Zeit sichte ich in der Ferne die Zacken dieses auffälligen Anwesens:
Zum ersten Mal seit Beginn der Wanderung konsultiere ich meinen Wanderführer: Es handelt sich um das Anwesen von Hollywoodstar Michael Douglas. Es ist ein altes und geschichtsträchtiges Haus namens S’Estaca. Es wurde von Erzherzog Ludwig Salvator im 19. Jahrhundert errichtet. Mr. Douglas habe es 1989 von den Erben des Erzherzogs gekauft und renoviert. Nun hat es nicht nur eine Geschichte, sondern auch einen Pool.
Wir wundern uns, dass die Einfahrt zum Anwesen offen steht und nur ein verwittertes Schild vor Kameraüberwachung warnt. Sonst können wir keine weiteren Sicherheitsmaßnahmen entdecken. Die Versuchung ist groß, auf Autogrammjagd zu gehen und Michael Douglas im Schwimmsuit zu überraschen, aber wir wandern anständig weiter.
Ein zweiter Blick auf die Wanderdaten lässt mich nun daran zweifeln, dass es sich um eine Rundwanderung handelt. Ich untersuche auch die Karte auf meinem iPhone und muss tatsächlich feststellen, dass die Wegbeschreibung sich nur auf die Strecke hin bis Sa Foradada bezieht. Schnell entschließen wir uns, einen kleinen Aufstieg zum Herrenhaus Son Marroig am Ende der Wanderung dranzuhängen. Laut Karte ist dieses Herrenhaus auch direkt an der Straße. Da wollen wir entweder den Bus oder ein Taxi nehmen, das uns zu unserem Auto zurückbringt.
Unbeschwert gehen wir weiter, bis der Weg an einem runden Platz endet:
Von hier aus hat man bereits einen schönen Ausblick auf den Endpunkt der (ersten) Wanderung: Sa Foradada mit seiner 14 Meter großen Felsöffnung:
Wir dokumentieren den Wanderpunkt und nun bestätigt mir auch der Wanderführer, dass an dieser Stelle der „normale“ Weg aufhört und man runter zum Meer muss - um über Stock und Stein über große Felsbrocken weiter zu wandern.
Der ursprüngliche Weg scheint den Hang hinab ins Meer eingestürzt zu sein.
Auch wenn es nicht sehr schwer ist, über die Felsen zu klettern, erfordert dies dennoch einiges an Kraft, Zeit und Konzentration. Dort, wo wir den Wanderpfad wieder ausmachen können, ist dieser rutschig und schlammig und führt oft ins Nichts. Dann müssen wir unseren Weg wieder über die riesigen Felsen suchen und alle Körperteile bemühen, um nicht so zu enden, wie diese Bäume:
Diese wurden wohl von den Schlammlawinen mitgerissen. Es ist übrigens keine gute Idee, sich daran festzuhalten oder zu stützen. Die losen Bäume und Äste im mitunter steilen Hang können einen weiteren Erdrutsch auslösen, wenn man daran Halt sucht. Auf dieser Wanderung herrscht aus meiner Sicht, vor allem bei vorangegangenem feuchtem Wetter, große Steinschlaggefahr!
Hinweis Nr. 3: Dieser Wanderweg ist weitaus gefährlicher und ernster zu nehmen, als die Bilder es zu vermitteln vermögen! Gute Schuhe, absolute Trittsicherheit und Ausdauer sind ein Muss!
Wer aber nicht gleicht aufgibt, dem bietet sich abgesehen von der Hauptattraktion Sa Foradada der eine oder der andere interessante Anblick - wie z. B. vom Meer ausgewaschene Felsen, deren Struktur an Fleischfasern erinnert:
Meer und Felsen treffen hier auf wunderschöne Art und Weise aufeinander und den ganzen Weg lang haben wir die Natur nur für uns:
Irgendwann kommen wir an einer Stelle vorbei, die fast unpassierbar zu sein scheint. Ein großer weißer Stein markiert diesen Wegpunkt:
Weit über unseren Köpfen können wir den ehemaligen Wanderpfad noch erahnen. Also geht es an dieser Stelle mit Händen und Füssen den steilen Hang nach oben, bis wir uns wieder auf dem ursprünglichen Wanderweg einfinden:
Kurz darauf erreichen wir einen Aussichtspunkt, von dem aus wir endlich das große Felsenloch deutlich sehen können:
Rechts um den Felsen herum geht es weiter über einem angenehm breiten Weg. Das Ende ist weniger spektakulär, da man „von unten“ das Loch im Felsen nicht sehen kann. Leider kann man aufgrund von Absperrungen nicht wirklich auf den Gipfel. Diese sind nicht unpassierbar, das Gelände sieht aber weniger motiviert aus. Gegenüber befindet sich ein Restaurant mit direktem Sa Foradada-Blick. Dieses hat aber ausgerechnet an diesem Tag geschlossen.
Hinweis Nr. 4: Freitag scheint Ruhetag zu sein! Also ausreichend zu Essen und zu Trinken mitnehmen!
Ich vertröste mich mit einem Apfel aus dem mitgeschleppten Proviant und wir brechen alsbald zu der Anschlusswanderung auf - hoch zum Herrenhaus und Museum Son Marroig.
Son Marroig ist ebenfalls im Besitz des österreichischen Erzherzogs Ludwig Salvator gewesen (Erzherzog muss man wohl sein!). Seit 1928 ist das Haus ein Museum mit Stücken aus dem Besitz des Erzherzogs, darunter historische Möbel, Keramiken und mallorquinische Gemälde des 17. bis 19. Jahrhunderts (s. Wikipedia).
Auf dem Weg dahin bieten sich an fast jeder Ecke wirklich sagenhafte Ausblicke auf Sa Foradada und das Meer:
Nach geeigneten Aussichtspunkten braucht der Wanderer nicht zu suchen – er muss sich nur hin und wieder umdrehen.
Bei unserem Aufstieg stehen wir unerwartet Face-to-Face mit einer Familie wilder (??) Esel. Auch wenn sie lieb aussehen, ist Vorsicht geboten - die Esel sind in der Überzahl. Wir lassen uns nur dezent beschnuppern und werden wohl als „ungefährlich“ eingestuft. Danach geht jeder seiner Wege - ohne aufzufallen und bevor „jemand“ von den Eseln die Nerven verliert.
Wir gehen weiten an diesem markanten Felsen vorbei und kurz darauf zeichnet sich das Ende des Aufstiegs ab.
Wir überqueren einen kleinen Olivenhain voller verwunschener Olivenbäume.
„Etwas Nebel und nervenaufreibende Geräusche könnten diesen Ort problemlos in eine glaubwürdige Horrorkulisse verwandeln …“ denke ich mir, und halte diesen beeindruckenden Baumstamm fest:
Kurz darauf erreichen wir Son Marroig:
Der Eintritt kostet 4€ und man kann den großen Saal und den Garten besuchen. Erst ein Blick aus den hohen Fenstern und der riesigen Außenterrasse geben dem Besucher zu verstehen, in welcher traumhaften Lage sich das Herrenhaus befindet.
Üblicherweise sollte man von hier aus zu Sa Foradada und zurück wandern. Der Eintritt für das Museum ist gleichzeitig eine symbolische Genehmigung für das Passieren des wohl privaten Grundstücks, das wir gerade hinter uns gelassen haben.
Nach der Besichtigung bitten wir die Museumsdame, uns ein Taxi zu rufen. Es ist schon 16:30 und der Abend bricht langsam herein. Wir sind etwa 10-12 km von unserem Auto entfernt. Ohne Transportmittel müssten wir die Straße entlang laufen, was weder visuelle noch sonstige Höhepunkte bietet.
Fünf Minuten später rollt ein großer Mercedes an: Unser Taxi. Wir steigen dankbar ein und schnallen uns an. Ich zeige dem Taxifahrer die genaue Position unseres Autos und frage nach dem Preis. Der Gute will sage und schreibe 38€ für die 12 km kassieren! Er weigert sich, den Taxameter einzuschalten.
Ok, er will uns also abzocken. Wohl wissend, dass wir sonst keine einfache Möglichkeit haben, zu unserem Auto zu kommen. Seine Argumentation für den unverschämten Preis lautet: Er müsse hier durch die Berge fahren, das würde viel Sprit kosten.
Nur zum Vergleich: In einer Woche mussten wir bei täglich 150-200 km unser Auto einmal volltanken und das hat gerade mal 42€ gekostet. Und wir waren WIRKLICH in den Bergen.
Ich fange an, mit dem Taxifahrer zu verhandeln. Und das auch noch auf Spanisch! Der weiß es nicht zu würdigen und lehnt mein Angebot über 20€ ab. Ich sage ihm, wir hätten nur noch die 20€. Abgesehen davon fordere ich ihn wieder auf, den Taxameter einzuschalten und sage, dass ich dafür keine 38€ zahlen will.
Seelenruhig zuckt er mit den Schultern und antwortet: „Qué quieres …“ („Wie du willst …“).
Wir steigen empört aus und ich sage ihm, er soll dann weiter fahren. Da ist der Taxifahrer an der Reihe, sich zu empören. Er fragt mich, wer ihm nun seine Fahrt aus Deiá (dem Nachbarsdorf) hierher zahlen würde. Diese (die ca. 5-7 Minuten gedauert hat) hätte ihn bereits über 15€ gekostet. Die will er nun von uns als Entschädigung haben. Ich winke mit den 20€ entgegen und sage ihm, die kann er haben, wenn er uns fahren will. Er will aber „nur“ 15€ für sein Erscheinen.
Meine Antwort darauf ist besonders einfallsreich:
„Qué quieres …“
Danach gehen wir erhobenen Hauptes … auf die Straße. Und da beginnt unser strammer Rückweg zum Auto, das wir vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wollen. Während der gesamten 12 km zurück finde ich kein gutes Wort für den Taxifahrer. Sollten ihn meine verbalen Flüche erreicht haben, ist der dicke Kratzer an der vorderen Tür sozusagen „von mir“.
Die mehreren Kilometer Felswanderung mit anschließendem Aufstieg machen sich nun langsam bemerkbar. Dazu kommt die demoralisierende Vorstellung, dass 12 weitere Kilometer noch vor uns liegen. Und das, obwohl man sich gerade eben mental schon längst im Auto und in unmittelbarer Nähe eines Steak mit Kartoffeln gewähnt hat. Aber das Schicksal hat uns stattdessen diesen unorthodoxen Taxifahrer geschickt... Auf der anderen Seite - hätten wir ihm den Preis gezahlt, wäre das Steak definitiv in noch weitere Ferne gerückt. Dieser Gedanke hat dennoch etwas Motivierendes, so dass ich genug Kräfte für einen unerwartet schnellen Gang mobilisieren kann. Ich schwöre mir, um 18:15 wieder am Auto zu sein.
Hinweis Nr. 4: Wer es nicht im Kopf (und im Portemonnaie) hat, hat’s in den Beinen. Immerhin gibt’s dafür knackige Waden.
Die letzten vier Kilometer auf der schmalen und nicht beleuchteten Straße nach Port de Valdemossa stecke ich in der Dämmerung wie nichts weg: Ich sehe zwar kaum noch etwas, aber ich habe die Spitzkehren im Kopf gezählt und weiß ungefähr wo ich bin.
Um Punkt 18:15 sind wir am Auto. Um 18:23 geht die Sonne endgültig aus und es wird stockfinster.
Hinweis Nr. 5: Timing ist alles!
Und während die letzten Sonnenstrahlen hinter Sa Foradada ins Meer eintauchen, blicken wir auf einen tollen Wandertag und eine geglückte Stolz-Verteidigung zurück…
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